In der jüdischen Kabbala steht geschrieben: „Es handelt sich hier nicht nur darum, wie der göttliche Name ausgesprochen sei; man meint damit zugleich die Mitteilung des Begriffes, der diesem Namen (Wort) zu Grunde liegt, worin gleicherweise ein göttliches Geheimnis verborgen war.“ Dazu sagt Adolph Jellineks „Charakteristik des Keter Schem-Tob (Auswahl kabbal. Mystik, 1. Heft, S. 31-34): Gott wählte die vier Buchstaben Jod, He, Waw, He (Ihvh) zu seinem Namen weil sie sich von allen anderen Buchstaben durch besondere Eigentümlichkeiten auszeichnen.

Das Jod graphisch betrachtet ist dem mathematischen Punkt gleich, aus dem sich die räumlichen Körper entwickeln, und symbolisiert die Geistigkeit Gottes, der nichts gleichkommt, sowie den reinen heiligen Geist. In der Reihenfolge des Alphabets bildet das Jod den Mittelpunkt; hat, wenn man die Buchstaben Chaf, Lamed, Mem, welche zusammen das Wort Me Le Ch (König) geben, dazu nimmt, neun Zeichen vor, und ebenso viel hinter sich was die Idee ausdrückt: Der ewige Kreislauf ist König und trägt die höhere und die niedrige Welt. Ferner wird dadurch angedeutet, dass die letzte Sefira, das Reich (Malkuth), welche die reale Welt darstellt, und die unterste Stufe einnimmt, mit dem Göttlichen zusammenhängt, wie es mit den Buchstaben Chaf, Lamed und Mem im Verhältnis zu Jod der Fall ist. Seinem Zahlenwert nach betrachtet ist Jod = 10, der höchsten Zahl. Nun gibt es 10 Engelscharen, die Zehnzahl bilden 7 Sphären, 2 Elemente, – indem Feuer und Luft, Wasser und Erde kohärieren – und Einer, der sie alle leitet, und zehn sind die Sefirot, denen ihrem Wesen nach und von unten nach oben aufsteigend, die Gestalt der Buchstaben von Alef bis Jod entspricht. Die zehn Sefirot finden wieder ihr Abbild in dem menschlichen Körper (dem Hirn, den Armen, dem Herzen, den Schenkeln) und werden durch Farben unterschieden, wie das F. Bardon beschreibt.

Das He graphisch betrachtet, ist dem im Herzen ruhenden Gedanken, dessen Sinnbild das Jod, gleich, von der phonetischen Seite drückt es durch einen bloßen Hauch (Sprache) das Sein aus und in seinem Zahlenwert fünf ist es die Hälfte von zehn, der die durch die vier Ströme des Eden symbolisierten vier Humores (Temperamente) des Körpers nebst der Seele entsprechen.

Das Waw, welches nach dem He folgt, hat die Gestalt eines Körpers und verdünnt sich immer mehr nach unten, wie der menschliche Körper die schwächste der Manifestationen ist. So werden durch die drei Buchstaben Jod, He, Waw der Gedanke oder der heilige Geist, der Hauch oder die Lebenskraft und das Körperliche dargestellt. Das letzte He im Gottesnamen steht teils, um die drei Zeitdimensionen bilden zu können (hajah, howeh, jihjeh), und teils, um durch das doppelte He auszudrücken, dass Gott der Anfang und das Ende, das Obere und das Untere des Weltalls ist, in deren Mitte die durch das Waw symbolisierte konkrete Welt ruht. Die Abkürzung des Tetragrammaton bilden die zwei Buchstaben Jod und He (JaH), welche die vorzüglichsten sind, und als Buchstaben den Zahlenwert 26 haben wie der vierbuchstahige Gottesname.

Es ist bekannt, dass das Tetragramm, also die Formel IHVH, von den Juden nicht ausgesprochen werden durfte, vielmehr setzten sie an seiner Stelle ADONAI (Herr). Wie es heißt: Kidduschin 71 a. „Der Heilige gebenedeit sei er, sprach: Nicht wie ich geschrieben, werde ich gelesen, geschrieben werde ich mit Ja (IHVH) und gelesen werde ich mit ADONAI“, welches eine Anspielung auf die Verbundenheit mit der Gottheit ist. – Denn, wie heißt es: ,,Der Herr ist dein Hirte!“

Erwähnt sei hier in diesem Zusammenhang die zehnmalige Nennung des Gottesnamens beim Versöhnungsfeste über die uns Sefer Loma Fol. 39b berichtet: „Die Rabbanan lehrten: Zehnmal erwähnte der Hochpriester an diesem Tag (Versöhnungsfest) den Gottesnamen JHVH: dreimal beim ersten Sündenbekenntnis, dreimal beim zweiten Sündenbekenntnis: dreimal beim [Fortschicken des] Sühnebocks und einmal beim Losen.“